Wie Simonshofen zur Pfarrei Beerbach kam

Etwa 540 qkm groß ist das Erlanger Dekanat und es reicht im Osten nahe an die Autobahn München-Berlin heran. Grund dafür ist die ausgedehnte Gemarkung des Ortes Simonshofen, der zur Pfarrei Beerbach und damit zum Erlanger Kirchenbezirk gehört.
Alljährlich um den katholischen Festtag Mariä Aufnahme in den Himmel am 15. August begeht dieser zweitgrößte Ort der Beerbacher Gemeinde mit einem Gottesdienst im Festzelt seine eigene Kirchweih. Der althergebrachte Termin erinnert daran, dass Simonshofen seit seiner Entstehung im 11. Jh. mehr als 500 Jahre zur Pfarrei Neunkirchen am Sand gehörte. Die zweitürmige Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt liegt nur 4,5 km Luftlinie entfernt und von dort setzte im Mittelalter der Aufbau der kirchlichen Organisation im Reichswald bis hin nach Heroldsberg und Kalchreuth ein. Im Zuge der Reformation wurde auch Neunkirchen eine evangelische Gemeinde, doch ab 1629 traten einschneidende Veränderungen ein: In Neunkirchen, auf kurbayerischem Territorium gelegen, hielt die katholische Gegenreformation Einzug und für die Simonshofer, die zum Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg gehörten, stellte sich plötzlich die Frage: „Wo gehen wir jetzt zum Gottesdienst, an welchen Pfarrer können wir uns wenden? Nein, den Priester von Neunkirchen wollen wir nicht, es müsste schon ein ‚ludderischer‘ Pfarrer sein!“ Man hielt Umschau: Am nächsten lag das Kirchlein in Dehnberg. Dort hatte der Markgraf von Brandenburg-Ansbach aus Angst vor katholischen Übergriffen das Gotteshaus verschließen lassen. Es wurde baufällig, Uhr und Glocken standen still, der Friedhof verwilderte. Dem Vorschlag, die Kirche wieder zu öffnen und den Pfarrer von Beerbach mit der Abhaltung der Gottesdienste zu beauftragen, konnte der Nürnberger Rat nicht zustimmen, denn die Kirchenhoheit über die Pfarrei Beerbach gehörte zum Eigenstaat des Ritterguts Neunhof und dieses wollte Nürnberg keinesfalls in seinem ausgeprägten Selbstbewusstsein bestärken. Seelsorgerliche Bedürfnisse mussten also vor machtpolitischen Erwägungen zurückstehen! Am Neujahrstag 1638 wurde daher von der Kanzel der Laufer Stadtpfarrkirche die Anordnung verlesen, dass es den Simonshofern bei Strafe verboten sei, „sich nach Beerbach zu halten“. Für sämtliche Amtshandlungen sei vielmehr nun die Pfarrei Lauf zuständig. Das rief in Simonshofen keine Begeisterung hervor. Man war ohnehin auf Lauf schlecht zu sprechen und führte über 100 Jahre lang einen „Bierkrieg“ mit der Nachbarstadt. „Auf Lauf gehen wir nicht, da haben wir in der Kirche die schlechtesten Plätze und auf dem Kirchhof die hintersten Gräber und teuer ist es dort auch, in Beerbach können wir es schöner haben!“. So kam es, dass sich Ende des 17. Jh. nur noch 7 von 34 Anwesen  zur Pfarrei Lauf hielten, während sich die übrigen störrisch nach Beerbach wandten und dort als „in Gottes Namen christfolgsame Schäflein“ gelistet wurden. Der damals zwischen den Pfarrämtern Lauf und Beerbach geführte umfangreiche Schriftverkehr über die „üble Anmaßung und die „eingebildete Freiheit“ der Simonshofer ist gewiss nicht das, was man unter christlicher Brüderlichkeit versteht, das muss man leider so festhalten! Schließlich wurde man aber des ewigen „Gezerres“ müde und erkannte stillschweigend den Status quo an. Erst am 9. Mai 1814 wurden endlich klare Verhältnisse geschaffen: Mit allerhöchster Entscheidung des neuen Landesherrn, des Königs von Bayern, gab das General-Commissariat des Rezatkreises in Ansbach bekannt, dass von nun an  die ganze protestantische Gemeinde zu Simonshofen der Pfarrei Beerbach zugeordnet ist. Die seit fast 200 Jahren bestehende Rechtsunsicherheit war damit endlich beseitigt.

                                           Ewald Glückert